Die Auswahl des Ankerplatzes hängt von folgenden Kriterien ab:
- Vorhergesagte Windstärke und Richtung
- Schutz vor Wind und Schwell
- Untergrund des Ankerplatzes
- Tiefe des Ankerplatzes
Informieren Sie sich über die Wettervorhersage. Haben Sie mit Wind zu rechnen, wenn ja, bleibt er konstant oder wird sich die Richtung oder Stärke ändern? Wenn Sie sich nicht sicher sind, ist es hilfreich, mehrere Wettervorhersagen zu vergleichen. In Kroatien verwende ich die Wettervorhersage des Seewetterzentrums Split über UKW-Funk, die Aladin-Wetterkarten des DHMZ und die lokale Vorhersage durch das ECMWF-Wettermodell in Windy.com. Ist mit Windstille zu rechnen, um so schöner. Je stärker aber der Wind, desto wichtiger ist es, eine Bucht zu suchen, die aus dieser Richtung Schutz bietet. Sie können zur groben Auswahl die Seekarte oder Navionics verwenden, allerdings ist es auch mehr als sinnvoll, einen Blick ins Hafenhandbuch zu werfen oder in der Adria die App Navily aufzurufen. Dort finden sich unter Umständen wichtige Informationen, die Sie rein optisch nicht erkennen, zum Beispiel, ist die Bucht vor Fallwinden oder Düseneffekten geschützt. Falls für die Bucht Ihrer Wahl auf solche Phänomene hingewiesen wird, können die Windstärken deutlich höher sein als vorhergesagt.
Beim Ankergrund gibt es Ton, Sand, Kies, Schlamm, Seegras oder Fels. Die folgenden Eigenschaften gelten natürlich nur, wenn Sie mit Wind rechnen. Wenn Sie weder Wind noch Schwell oder Strömung haben, können Sie überall ankern, denn das Gewicht der Kette und des Ankers hält alleine durch Reibung das Schiff auf Position.
Ton, Sand, feiner Kies, fester Schlamm gelten als guthaltender Ankergrund. Grober Kies, Steine und weicher Schlamm sind schlecht geeignet. Bei Steinen kann sich der Anker verkeilen, in weichem Schlamm sinkt er ein. Bei Grundbewuchs durch Seegras, erkennt man tagsüber am besten an den dunklen Flecken auf dem Grund, hängt es davon ab: Ist der gesamte Grund bewachsen, dann gibt es keine Chance für ein positives Ankermanöver, der Anker rutscht einfach weg. Sind es nur Flecken von Seegras, und dazwischen Sand, dann klappt es. Eine Bucht mit felsigem Untergrund brauchen sie bei Wind gar nicht ansteuern. Falls sie keine andere Wahl haben, können Sie mit einer Faustformel abschätzen, wie viel Kette Sie brauchen, damit die Windkraft alleine durch Reibung übertragen wird. Mehr dazu im folgenden Kapitel „Die richtige Kettenlänge“.
Die flachen Ankerbuchten sind aus folgenden Gründen zu bevorzugen: Sie brauchen weniger Ankerkette. Sie sehen den Grund besser und erkennen dadurch zum Beispiel den Bewuchs mit Seegras oder andere Eigenschaften des Grundes. Und falls sich Ihr Anker trotzdem einmal nicht mehr bergen lässt, können Sie in einer flachen Bucht entweder selbst tauchen oder einen Taucher bestellen. Zuletzt belasten Sie auch Ihre Ankerwinsch in einer flachen Bucht weniger, denn bei einer Tiefe von 20 m hängen eben über 60 kg an der Winsch. Bei der Tiefe der Bucht müssen Sie die Tide berücksichtigen, in Kroatien beträgt sie je nach Region von 40 cm bis zu einem knappen Meter, genaue Werte finden Sie hier. Die Tiefe der Bucht sollte also etwa dem Tiefgang Ihrer Yacht + der Tide entsprechen. Ich persönlich ankere in Kroatien fast ausschließlich und die Tiefe der Ankerplätze, die ich kenne, beträgt immer zwischen 3 und 5 Meter. Der Ankergrund sollte möglichst eben sein, denn eine steil abfallende Bucht kann dazu führen, dass sich bei ablandigem Wind Ihr Anker löst und bei auflandigem Wind Ihre Yacht den Grund berührt. Beachten Sie, dass Sie auch bei gestreckter Ankerkette und auflandigem Wind noch genügend Tiefe haben. Mehr dazu im Kapitel Ankermanöver.