• +41 (0)79 5240945

Richtig Ankern – So funktioniert es wirklich

Ankern wird für Skipper und Crews aus folgenden Gründen immer attraktiver und wichtiger:

  • Die Liegeplatzgebühren in den Marinas sind sehr teuer geworden, so zahlt man in Kroatien für eine 45 Fuß-Yacht nicht selten 100 €, teils auch mehr, je nach Saison.
  • Für Bojen zahlen sie oft schon die Hälfte eines Liegeplatzes in einer Marina, obwohl Sie keinerlei Infrastruktur dafür bekommen.
  • Auf Ihrer Etappe liegt gar kein Hafen oder er ist bereits voll belegt oder er ist wegen der Wetterprognose ungünstig gelegen.
  • Sie und Ihre Crew ziehen es schlicht weg vor, abseits des nautischen Tourismus, einsam in einer idyllischen Bucht die Ruhe, die Natur und den Sonnenuntergang zu genießen und nachts ohne störendes Fremdlicht in einen einmaligen Sternenhimmel zu blicken. Es ist eines der schönsten Erlebnisse in einem Segelurlaub.

Doch viele Charterskipper haben spätestens wenn sie schlafen gehen, ein ungutes Gefühl bei dem Gedanken, dass ein Anker an mehreren Metern Kette irgendwo unsichtbar auf dem Grund liegt und eine tonnenschwere Yacht halten soll. Das spürt natürlich auch die Crew.

Damit Sie Vertrauen in das Ankern bekommen, erkläre ich Ihnen in diesem Artikel auf transparente Weise, was Sie wirklich zu den Punkten Auswahl des Ankerplatzes, die richtige Kettenlänge und das Ankermanöver wissen müssen. Die Auswahl des Ankerplatzes und das Manöver läuft immer nach dem gleichen Schema ab. Die richtige Kettenlänge ist das, was die meisten Skipper falsch machen und deswegen gehe ich auf dieses Thema vertiefter ein. Insbesondere, weil Sie die erforderliche Kettenlänge tatsächlich berechnen können. Alles, was Sie bisher zum Thema Kettenlänge aus der Literatur, aus Lehrbüchern oder von anderen Personen erfahren haben, war wahrscheinlich teils widersprüchlich, falsch oder unerfüllbar und hat Sie letztendlich nur verunsichert.

Die Auswahl des Ankerplatzes hängt von folgenden Kriterien ab:

  • Vorhergesagte Windstärke und Richtung
  • Schutz vor Wind und Schwell
  • Untergrund des Ankerplatzes
  • Tiefe des Ankerplatzes

Informieren Sie sich über die Wettervorhersage. Haben Sie mit Wind zu rechnen, wenn ja, bleibt er konstant oder wird sich die Richtung oder Stärke ändern? Wenn Sie sich nicht sicher sind, ist es hilfreich, mehrere Wettervorhersagen zu vergleichen. In Kroatien verwende ich die Wettervorhersage des Seewetterzentrums Split über UKW-Funk, die Aladin-Wetterkarten des DHMZ und die lokale Vorhersage durch das ECMWF-Wettermodell in Windy.com. Ist mit Windstille zu rechnen, um so schöner. Je stärker aber der Wind, desto wichtiger ist es, eine Bucht zu suchen, die aus dieser Richtung Schutz bietet. Sie können zur groben Auswahl die Seekarte oder Navionics verwenden, allerdings ist es auch mehr als sinnvoll, einen Blick ins Hafenhandbuch zu werfen oder in der Adria die App Navily aufzurufen. Dort finden sich unter Umständen wichtige Informationen, die Sie rein optisch nicht erkennen, zum Beispiel, ist die Bucht vor Fallwinden oder Düseneffekten geschützt. Falls für die Bucht Ihrer Wahl auf solche Phänomene hingewiesen wird, können die Windstärken deutlich höher sein als vorhergesagt.

Beim Ankergrund gibt es Ton, Sand, Kies, Schlamm, Seegras oder Fels. Die folgenden Eigenschaften gelten natürlich nur, wenn Sie mit Wind rechnen. Wenn Sie weder Wind noch Schwell oder Strömung haben, können Sie überall ankern, denn das Gewicht der Kette und des Ankers hält alleine durch Reibung das Schiff auf Position.

Ton, Sand, feiner Kies, fester Schlamm gelten als guthaltender Ankergrund. Grober Kies, Steine und weicher Schlamm sind schlecht geeignet. Bei Steinen kann sich der Anker verkeilen, in weichem Schlamm sinkt er ein. Bei Grundbewuchs durch Seegras, erkennt man tagsüber am besten an den dunklen Flecken auf dem Grund, hängt es davon ab: Ist der gesamte Grund bewachsen, dann gibt es keine Chance für ein positives Ankermanöver, der Anker rutscht einfach weg. Sind es nur Flecken von Seegras, und dazwischen Sand, dann klappt es. Eine Bucht mit felsigem Untergrund brauchen sie bei Wind gar nicht ansteuern. Falls sie keine andere Wahl haben, können Sie mit einer Faustformel abschätzen, wie viel Kette Sie brauchen, damit die Windkraft alleine durch Reibung übertragen wird. Mehr dazu im folgenden Kapitel „Die richtige Kettenlänge“.

Die flachen Ankerbuchten sind aus folgenden Gründen zu bevorzugen: Sie brauchen weniger Ankerkette. Sie sehen den Grund besser und erkennen dadurch zum Beispiel den Bewuchs mit Seegras oder andere Eigenschaften des Grundes. Und falls sich Ihr Anker trotzdem einmal nicht mehr bergen lässt, können Sie in einer flachen Bucht entweder selbst tauchen oder einen Taucher bestellen. Zuletzt belasten Sie auch Ihre Ankerwinsch in einer flachen Bucht weniger, denn bei einer Tiefe von 20 m hängen eben über 60 kg an der Winsch. Bei der Tiefe der Bucht müssen Sie die Tide berücksichtigen, in Kroatien beträgt sie je nach Region von 40 cm bis zu einem knappen Meter, genaue Werte finden Sie hier. Die Tiefe der Bucht sollte also etwa dem Tiefgang Ihrer Yacht + der Tide entsprechen. Ich persönlich ankere in Kroatien fast ausschließlich und die Tiefe der Ankerplätze, die ich kenne, beträgt immer zwischen 3 und 5 Meter. Der Ankergrund sollte möglichst eben sein, denn eine steil abfallende Bucht kann dazu führen, dass sich bei ablandigem Wind Ihr Anker löst und bei auflandigem Wind Ihre Yacht den Grund berührt. Beachten Sie, dass Sie auch bei gestreckter Ankerkette und auflandigem Wind noch genügend Tiefe haben. Mehr dazu im Kapitel Ankermanöver.

Kommen Ihnen solche Aussagen bekannt vor:

Die Länge der Ankerkette muss 5-7 mal Wassertiefe betragen.

Man soll so viel Kette wie möglich verwenden.

Die Länge der Kettenlänge ist mindestens Windstärke in bft mal Wassertiefe.

Die Länge der Ankerkette ist mindestens 25 Meter + Wassertiefe.

Solche Tipps finden Sie im Internet und leider auch in Lehrbüchern. Ich finde sie sehr gefährlich, denn in der einen Situation können sie zutreffen, in einer anderen Situation sind sie unerfüllbar und in wieder einer anderen Situation sind sie falsch.

Die Angabe, die Kettenlänge auf ein Vielfaches der Wassertiefe zu bemessen, rührt wahrscheinlich aus der Interpretation von Testergebnissen. Bei einem Winkel von ca 8 Grad zwischen Schaft und Grund kann im Test je nach Anker und Grund die Haltekraft des Ankers auf 70% sinken. Dieser Winkel entspricht bei komplett gestreckter Kette einem Verhältnis von 7:1, Kettenlänge = 7 x Tiefe, gemessen von der Bugrolle.

Bei einem Verhältnis von 7/1, also 5m Wassertiefe ab Bugrolle, 35m Kettenlänge und einer 10 mm Kette muss dann auf eine 42 Fuß-Yacht ein Wind von 36 Knoten (knapp 8 Bft) wirken, damit die Kette gestreckt wird. Bei 4m Wassertiefe ab Bugrolle, also 28 m Kettenlänge, braucht es immer noch 33 Knoten Wind. Wohl kaum die wenigsten Crews beabsichtigen, bei dieser Windstärke zu ankern.

Der Anker hat dann die maximale Haltekraft, wenn der Ankerschaft von der Kette parallel zum Grund gezogen wird. So wie aber das letzte Kettenglied keine Berührung mehr mit dem Boden hat und die Kraft weiter steigt, sei es durch Seegang oder Wind, wird die Kette langsam gestreckt, der Ankerschaft angehoben und die Haltekraft sinkt. Hinzu kommt, dass mit Abheben des Ankerschafts die Elastizität der Kette drastisch abnimmt. Das bewirkt, wenn sich die Yacht vom Anker weiter zurückbewegt, dass die Kraft auf die Kette sehr stark zunimmt. Die Yacht wird entsprechend stark abgebremst. Diese Kraft kann bewirken, dass der Anker ausreißt. Zu einer Reduktion der Haltekraft sollte es gar nicht kommen. Die untenstehende Grafik verdeutlich dies. Der Weg, den eine Yacht bei gegebener Kettenlänge machen kann, bis der Anker abhebt ist zwar für leichte und schwere Ketten gleich, die Kraft, die es dazu braucht, ist aber bei einer 10er Kette deutlich höher als bei einer 8er Kette. Zudem sieht man, dass eine Verdopplung der Kettenlänge etwa die dreifache Kraft braucht, bis der Anker abhebt. Hebt der Anker dann aber ab, steigt die Kraft ruckartig an, und zwar je länger die Kette, umso stärker.

Also was ist dann die richtige Kettenlänge?

Die richtige Kettenlänge ist wenigstens so lang wie die mindestens erforderliche Kettenlänge aber nur so lang, dass Ihre Yacht beim Schwojen weder eine andere Yacht berührt noch auf Grund läuft. Die mindestens erforderliche Kettenlänge ist gegeben, sobald der Anker die maximale Haltekraft hat, also parallel zum Grund gezogen wird. Ich habe für Sie basierend physikalischen Gesetzen ein Programm entwickelt, mit der Sie die mindestens erforderliche Kettenlänge berechnen können. Die erforderliche Kettenlänge hängt von folgenden Faktoren ab:

  • Gewicht der Ankerkette
  • Länge der Yacht (Rumpflänge)
  • Maximal zu erwartenden Windstärke inclusive Böen
  • Tiefe der Bucht

Weder das Gewicht noch die Breite der Yacht, sondern die Länge einer Yacht ist ein weiterer Faktor für die Ermittlung der Kettenlänge. Bei Segelyachten liegt bedingt durch ihre Rumpfform der Schwerpunkt der Windangriffsfläche vor dem Unterwasserschwerpunkt. Deswegen neigen Segelyachten leichter zum Schwojen als Motoryachten. Die Segelyacht liegt nie genau in Windrichtung, und wenn der Wind etwas auffrischt, wird zunächst der Bug nach Lee gedrückt, die Windangriffsfläche nimmt zu, die Kraft auf Yacht und Ankerkette steigen, dann beginnt das Heck der Yacht langsam Richtung Lee zu drehen. Durch ihre Massenträgheit dreht die Yacht über die ideale Windrichtung hinaus und das Spiel beginnt von vorn.

Für die Bemessung der Windangriffsfläche und es Windwiderstandes der Yacht braucht es außer der Rumpflänge zudem die Höhe des Rumpfes und die Höhe aller Aufbauten ab Deck. Basierend auf den Geometrien von ca 100 verschiedenen gängigen Charteryachten aller Längen zwischen 30 und 67 Fuß konnte ich eine nichtlineare Ausgleichsfunktion ermitteln, mit der in Abhängigkeit der Schiffslänge die Windangriffsfläche ziemlich genau berechnet werden kann. Der Luftwiderstandswert konnte aus aufwendigen CFD-Analysen ermittelt werden. Zum Tragen kommen bei dieser Funktion nur die Segelyachten, die bei gegebener Länge die größte Windangriffsfläche haben. Zum Beispiel hat eine 42 Fuß-Yacht vom Typ Performance-Cruiser mit höherem Mast und Laz-bags, obwohl sie schlank ist, mehr Angriffsfläche als eine gleichlange Segelyacht mit flachem Kiel und Rollgross.

Bei der Eingabe der Windgeschwindigkeit ist darauf zu achten, dass man den Wind inclusive vorhergesagter Böen verwendet. Denn verwendet man die nominale Windgeschwindigkeit, reicht eine starke Böe von wenigen Sekunden aus, um die Ankerkette in die gestreckte Länge zu bringen. Die Folge ist, die Haltekraft sinkt. Mehr dazu im Kapitel Ankerprobleme.

Bei der Eingabe der Tiefe der Bucht ist wichtig, dass Sie den Wert ab Wasseroberfläche und nicht ab Kiel nehmen. Falls Ihre Instrumente die Tiefe ab Kiel messen, müssen Sie eben den Tiefgang dazu addieren.

Einen weiteren Punkt, den es zu beachten gilt, sind die Wellen. Ein großer Fischkutter, der an ihrer Ankerbucht mit 10 kn vorbeifährt, kann eine Welle von 0.5 m Höhe verursachen. Nicht nur die Wellenhöhe ist maßgebend für die Kraft, die auf Ihre Yacht wirkt, sondern auch die Geschwindigkeit der Welle und die Dauer, wie lange die Kraft auf die Yacht wirkt. Während sich die Welle bei größeren Wassertiefen schneller fortbewegt, nimmt die sogenannte Gruppengeschwindigkeit der Welle bei kleineren Tiefen zu. Je flacher die Bucht, umso höher die Kraft der Welle. Die nachfolgende Abbildung zeigt, wieviel Meter Ankerkette Sie bei gegebenem Wind zusätzlich brauchen, damit der Ankerschaft durch die Welle nicht angehoben wird. Die schwerere Yacht hat natürlich auch deutlich mehr Angriffsfläche für die Welle, da sie länger und breiter ist, und braucht etwas mehr Kette als eine leichtere kleine Yacht. Bei geringeren Wassertiefen braucht es mehr Kette als bei größeren Tiefen. Leichte ketten brauchen mehr zusätzliche Länge als schwere Ketten. Allen Kurven ist gemeinsam, dass sie ein Maximum haben. Bei geringen Windgeschwindigkeiten braucht es nur wenige Meter mehr an Kette, die Kette noch sehr elastisch ist. Bei mittleren Windgeschwindigkeiten braucht es am meisten zusätzliche Kette und zu den höheren Windgeschwindigkeiten dominiert schon die Masse der Kette durch den Wind, die zusätzliche Kettenlänge durch Wellen nimmt wieder ab. Im Programm wird global eine zusätzliche Länge der Ankerkette durch Wellen von 7 m berücksichtigt.

Haben Sie die Bucht Ihrer Wahl gefunden, beginnt das Manöver. Es ist eigentlich sehr einfach, wenn Sie folgende Tipps beachten.

Eventuell sind Sie nicht der Einzige in der Bucht, und Sie müssen zwischen anderen Yachten ankern. Fahren Sie langsam durch die Bucht und beobachten, wie sich die Tiefe ändert. Wenn Sie sich nicht sicher sind, wie weit die Yachten auseinander liegen, fahren Sie hinter den ankernden Yachten mit 2 Knoten vorbei und messen durch Seitenpeilung die Zeit zwischen zwei Yachten. Der Wert in Sekunden ist dann etwa gleich der Distanz in Meter. Wieviel Platz Sie benötigen, ermittelt Ihnen das Programm.

Steuern Sie die Yacht in den Wind und fahren langsam zu der Position, wo der Anker fallen soll. Gibt es keinen Wind, schauen Sie a) wie sich die anderen Yachten ausrichten und b) woher gegebenenfalls der Wind gegen später kommen wird. Stoppen Sie die Yacht auf. An der Stelle, wo der Anker fallen soll, darf das Schiff keine Geschwindigkeit mehr haben. Lassen Sie den Anker ohne zu stoppen um Wassertiefe +2 m ab, das berücksichtigt den Abstand von der Bugrolle zur Wasseroberfläche. In flachen Buchten verändert sich das Geräusch der Winsch, sobald der Anker am Boden liegt, denn die Winsch wird durch das Ankergewicht entlastet.

Haben Sie keinen Wind:

Legen sie den Rückwärtsgang ein und fahren im Standgas gerade zurück. Lassen Sie Winsch weiter laufen. Achten Sie darauf, dass Sie nicht mehr als 1 Kn Fahrt erreichen, das entspricht etwa der Geschwindigkeit der Winsch. Sobald die vereinbarte Kettenlänge erreicht ist, lassen Sie die Winsch stoppen und kuppeln Sie den Gang aus. Durch die Trägheit macht die Yacht jetzt noch weiterhin etwas Fahrt. Hält der Anker, dann beginnt die Kette sich langsam zu spannen.

Haben Sie Wind:

Lassen Sie die Yacht zurücktreiben und geben in dem Maß Ankerkette nach, dass die Ankerkette von der Bugrolle immer leicht schräg nach vorne zeigt. So lange, bis die vereinbarte Kettenlänge erreicht ist.

Mit oder ohne Wind prüfe ich jetzt, ob der Anker sich eingegraben hat, in dem ich rückwärts einkupple und den Motor nur im Standgas laufen lasse. Ein Mitglied der Crew muss sich nun mit beiden Beinen auf die Kette zwischen Bugrolle und Winsch stellen. Wird die Kette vom Gewicht der Person immer wieder nach unten gedrückt, gibt der Anker nach und das Manöver muss wiederholt werden. Bleibt die Kette zwischen Bugrolle und Ankerwinsch trotz des Gewichtes der Person gespannt, hat sich der Anker eingegraben.

Ankern auf felsigem Grund:

Wenn Sie auf felsigem Grund ankern wollen, ist es praktisch gleichzusetzen als wenn Sie in einem Pool ankern. Der Anker kann sich nicht eingraben und die Kraft auf die Kette wird nur durch Reibung übertragen. Für eine 14 m lange Yacht kann man grob rechnen:
Kettenlänge auf dem Grund in Metern = 2 x (Wind in Knoten)2. Bei 4 Knoten brauchen Sie demnach 32 Meter Kette auf dem Grund. Hinzu kommt die erforderliche Mindestlänge für einen Anker, der sich bei gleichem Wind eingraben könnte. Bei 5 Knoten reicht Ihre Ankerkette nicht mehr aus.

Die falsche Kettenlänge:

Ihre Kettenlänge kann zu kurz, aber auch zu lang sein. Als Beispiel nehmen wir den Strand von Zlatni Rat in Kroatien. Dieser Ankerplatz ist äußerst beliebt, kann aber auch sehr gefährlich sein, besonders die Westseite. Um den Strand herum ist das Wasser sehr flach und fällt dann aber schnell ab. Aus der Windstille können dort schlecht vorhersagbar plötzlich starke Westwinde auftreten. Ist die Ankerkette zu kurz, dann hält der Anker nicht mehr, dann driftet Ihre Yacht an Land. Ist die Ankerkette zu lang, strandet die Yacht ebenfalls. Ich selbst hatte dort schon zweimal nur noch die sprichwörtliche Hand Wasser unter dem Kiel. Stellt Ihr Vercharterer eine Grundberührung fest, und haben sie nur den Kies gestreift, kann es für Sie teuer werden, wenn die Yacht aus dem Wasser muss.

Um die hohen Hafengebühren an manchen Orten zu umgehen, wählt man Ankerplätze, von denen aus man mit dem Dingi den Ort in wenigen Minuten erreicht. Einer meiner Lieblingsplätze dafür ist der Ankerplatz Punta Beach westlich von Maslinica/Solta. Die Situation kann dann wie folgt sein. Der Wind für die Nacht beträgt maximal 4 Knoten, Ihr auserwählter Ankerplatz hat 4m Wassertiefe. Es gibt schon ankernde Yachten. Sie wählen mit bestem Gewissen ausreichenden Abstand zur benachbarten Yacht und die erforderliche Kettenlänge und haben nach dem Ankermanöver etwa den gleichen Abstand zum Land wie die benachbarte Yacht. Der aufgebrachte Skipper vom Nachbarschiff fordert Sie auf, den Ankerplatz zu verlassen, obwohl der Platz zwischen Ihnen und dem Nachbarschiff über 30 m beträgt. Vermutlich hat dieser Skipper seine gesamte Kettenlänge von 50 m spendiert. Dann kann folgendes passieren, wenn der Wind dreht. Da die Nachbaryacht 50 m Kette ausgebracht hat, dreht sie auf einem größeren Bogen als Ihre Yacht. Die Yachten drehen immer um den Punkt wo ihr Anker liegt. In diesem Fall wird die Nachbaryacht mit dem Ruderblatt an Ihrer Ankerkette hängenbleiben. Die Biegebelastung auf das Ruderblatt kann sogar zu einem Schaden führen. wie das untere Bild zeigt. Sie können natürlich Abhilfeschaffen, indem Sie auch die gesamte Kette spendieren, aber irgendwann haben alle in der Bucht das Problem. Deswegen sollte jeder Skipper nur so viel Kette wie nötig ablassen, falls er nicht alleine in der Bucht ist.

Die drei folgenden Computersimulationen zeigen noch einmal in räumlicher Ansicht, in Draufsicht und in Seitenansicht was passiert, wenn man beim Ankern nicht genügend Abstand zur benachbarten Yacht einhält oder aber zuviel Ankerkette gegeben hat.